Heute fuhren wir früh von Utvik in Richtung des Sognefjords über die E39, in Skei auf die E5 bis Sogndalsfjøra und über Kaupanger mit der Fähre in Richtung Flåm über die E16. Hier passierten wir zunächst den Lærdalstunnelen, welcher mit 24,5 km Gesamtlänge der längste Straßentunnel der Welt ist. Er verbindet die Ortschaften Aurland und Lærdal im innersten Teil von Sogn und bietet eine Fähren unabhängige Verbindung zwischen Oslo und Bergen.
Der Sognefjord, in dem wir nun angekommen sind, ist der längste und tiefste Fjord Norwegens. Der Meeresarm wird deshalb auch „König der Fjorde“ genannt. Er ist 206 Kilometer lang und bis zu 1308 Meter tief.
Von dem majestätischen Fjord zweigen im Landesinneren mehrere Seitenarme ab, darunter der Fjærlandsfjord, der Sognedalsfjord und der Lustrafjord im Norden, der Årdalsfjord im Osten sowie der Lærdalsfjord, der Aurlandfjords und der Nærøyfjord im Süden. Letzterer wurde zum Weltnaturerbe durch die UNESCO erklärt. Hier schlugen wir heute Abend am Campingplatz Tufto unser Lager auf.
Zuvor ging es aber nach Flåm, um mit der berühmten Flåmbahn nach Myrdal zu fahren.
Wir nahmen die Fahrräder mit, denn ab Myrdal geht eine Höhentour bis Hallingskeid. Von Myrdal geht es dann über einen spektakulär steilen und auch nicht ungefährlichen Radweg wieder nach Flåm. Insbesondere die 20 Serpentinen haben es in sich, insbesondere wenn man zuvor bis Hallingskeid in die Hochebene hochgeradelt und wieder runtergefahren ist. Es handelt sich bei diesem Weg um Offroad und teils ordentliche Abhänge am Wegesrand.
Aber der Reihe nach: Die Flåmbahn befindet sich zwischen dem Bahnhof Myrdal hoch oben im Gebirge an der Bahnlinie Oslo-Bergen und dem Bahnhof Flåm tief unten im äußersten Zipfel des Aurlandfjords. Nirgendwo auf der Welt gibt es eine so steile normalspurige Reibungsbahn. Der Bau dieser Bahnstrecke an steil abfallenden Berghängen bis tief ins Flåmtal war eine enorme Herausforderung für die Ingenieure der damaligen Zeit. Der Wendetunnel, der in Schleifen auf mehreren Ebenen in den Berg hinein- und hinausführt, ist ein Zeugnis der kühnsten und geschicktesten Ingenieure in der Geschichte der norwegischen Eisenbahn. Die Gleise mussten in starkem Gefälle und in scharfen Kurven verlegt werden. Fast 80 Prozent der Bahngleise haben einen Neigungsgrad von 55‰, was einem Gefälle von 1m je 18m Länge entspricht. Die Bauzeit der Flåmbahn beläuft sich auf 20 Jahre und wurde 1944 beendet. Der Zug, der für die 20 km Länge etwa eine Stunde benötigt, fährt durch 20 Tunnel mit einer Gesamtlänge von 6km. Ganze 18 dieser Tunnel wurden von Hand durch den Berg getrieben. Jeder Meter bedeutete bis zu einem Monat harter Arbeit für die Wanderarbeiter, die sog. Rallare. Um lawinengefährdete Gebiete zu umgehen, überquert die Bahn auf ihrer Fahrt dreimal den Fluss und den Talboden. Anstatt eine Brücke über den Fluss zu bauen, hat man den Fluss in einem speziellen Fall durch einen Bergtunnel unter der Bahnlinie geleitet. Unstrittig ist die Flåmbahn eine der schönsten und eindrucksvollsten Bahnstrecken der Welt. Der Preis pro Ticket von 70 Euro ist jeden Cent wert.
Oben angekommen, ging unsere Tour zunächst ins Hochland in Richtung Hallingskeid. Der Schotterweg führt bis Finse (ca. 34 km von Myrdal). Wir fuhren bei Regen in Flåm los und als wir oben ausstiegen, war der Regen weg und die Sonne kam auf der Hochebene mit ihren herrlichen Seen Klevavatn und Nedra Grøndalsvatnet heraus.
Nach gut 1,5 Stunden kehrten wir in Richtung Myrdal (866 m) um, denn von hier ging es zunächst über 20 Kehren steil hinab zum Kårdalsee. Ab hier geht es dann gemählich über Blomheller (450m), Berekvam (350m), Hoga (hier geht der Fluss durch den Tunnel), vorbei am grandiosen Rjoandfossen, über Håreina und Lunden nach Flåm. Der Radweg verläuft ziemlich parallel zur Bahnstrecke. Wir legten heute ca. 1.000 Höhenmeter nach unten zurück, die viel Konzentration erforderten, da ab Myrdal aufwärts der Weg tatsächlich nur für Mountainbikes geeignet und auch zum Teil abschüssig ist. Warnschilder stehen überall an den erforderlichen Stellen. Es war ein beeindruckender Tag mit herrlicher Landschaft. Leider kommt mein Rücken mit dieser Art von Stecken so gar nicht klar. Rückenschmerzen waren durch die Streckenführung das Ergebnis.
Wer mit den Lendenwirbeln Probleme hat, lieber lassen oder nur von Myrdal abwärts fahren oder aber aufwärts von Flåm nach Myrdal und mit der Bahn dann runterfahren. Tipp: Letzteres powert mehr aus und ist wesentlich Rücken schonender.
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