Der Wörlitzer Park im Herbst

Los ging unser Wochenende mit dem Wohnmobil am Freitagnachmittag. Fix eingepackt, was mittlerweile 30 Minuten in Anspruch nimmt und los in Richtung Wörlitzer Park.

Wir parkten zunächst in der gleichnamigen Stadt und begannen unsere etwa 6 km Wanderung durch den Park, den wir hier erst einmal historisch und landschaftlich vorstellen möchten:

Der Wörlitzer Park gehört als Teil des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches zum UNESCO-Welterbe. Der Park ist bekannt für seine harmonische Verbindung von Kunst, Kultur und Natur und stellt ein wichtiges Zeugnis der Aufklärung im 18. Jahrhundert dar. Seine Historie ist interessant. Der Park wurde von Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) geschaffen, der ein aufgeklärter Monarch war und stark von deren Ideen beeinflusst wurde. Während einer Reise nach England in den 1760er Jahren lernte er die dortige Gartenkunst kennen, die damals vom englischen Landschaftsgarten geprägt war. Inspiriert von diesen Eindrücken ließ er den Wörlitzer Park nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten gestalten. Der Bau begann 1764 und dauerte mehrere Jahrzehnte, da immer neue Bereiche und Gebäude hinzugefügt wurden.

Ein zentraler Gedanke hinter der Gestaltung des Parks war es, die Ideale der Aufklärung zu verbreiten. Der Park sollte nicht nur ein ästhetisches Erlebnis bieten, sondern auch belehren. Verschiedene architektonische Elemente und Symboliken im Park laden dazu ein, über Politik, Philosophie und Religion nachzudenken. Fürst Franz ließ zahlreiche Tempel, Skulpturen, Brücken und architektonische Kleinode errichten, die auf antike, religiöse und wissenschaftliche Themen anspielen. Der Wörlitzer Park war der erste seiner Art in Kontinentaleuropa und setzte Maßstäbe für die Gestaltung von Landschaftsgärten in Deutschland und darüber hinaus. Er steht in engem Zusammenhang mit dem Ideal des “aufgeklärten Herrschers”, der seine Untertanen durch Bildung und ästhetische Erziehung fördern wollte. 

Ein Spaziergang durch die herrliche (Herbst)Landschaft des Parks können wir nur empfehlen. Sie setzt sich bewusst von den formalen, streng symmetrischen Barockgärten ab. Stattdessen dominieren natürliche Landschaftselemente, die jedoch geplant und überlegt gestaltet wirken, um eine harmonische und malerische Szenerie zu schaffen. Die Gewässer spielen im Park eine zentrale Rolle. Der Wörlitzer See und die vielen Kanäle und Flüsse, die durch den Park führen, verleihen der Landschaft eine abwechslungsreiche Struktur. Über die verschiedenen Gewässer führen zahlreiche Brücken. Insgesamt machen sie den Park zu einem offenen, weiten Raum, in dem sich immer neue Perspektiven und Blickachsen öffnen. 

Ein (Abend)Spaziergang durch den Park sollte folgende Gebäude und Plätze beinhalten:

  1. Wörlitzer Schloss: Ein klassizistisches Schloss, das am Ufer des Wörlitzer Sees liegt und einen englischen Gartensitz, ein Küchengebäude mit Sommersaal, eine Synagoge, eine Galerie, die Sankt Petri Kirche und den Marstall umfasst. Von hier ginge auch die Gondelstation auf Neumarks Garten – dem Rückzugsort der Gemahlin des Fürsten.
  2. Gotisches Haus: Ein romantisches Bauwerk im gotischen Stil als Aussichtspunkt, gelegen auf der Schochs Insel. Hier findet sich auch das Schochs Grab und ein Monument, das wir auf dem Rückweg passieren. 
  3. Über den Kuhstall gelangt man zum Floratempel, Palmenhaus und Forsthaus: Von hier aus kann man weiter gehen auf dem Rundweg zur Luisenklippe, dem Venustempel und dem Betplatz der Eremiten.
  4. Am kleinen Walloch vorbei geht es zum Monument und von dort zur goldenen Urne. Über den Weidenheger gelangt man zum Pantheon, das an die Antike und die Ideale der klassischen Bildung erinnert. Von hier aus liefen wir über das große Walloch an der Amalieninsel vorbei und traten am Roten Wallwachhaus unseren Rückweg an. 
  5. Dieser verlief am italienischen Bauernhaus vorbei an den Neuen Anlagen, passierten die Insel Stein mit der traumhaften Villa Hamilton und der Grotte der Eregia. 
  6. Von hier aus ging es zurück in die Innenstadt bis zur Synagoge an der Amtsfähre, von der aus wir über die Amtsgasse und Kirchgasse zurück zum Auto gelangten.

Wir übernachteten nach diesem herrlichen Abendspaziergang für 10 Euro (ohne Strom) und 15 Euro (mit Strom) am Wohnmobilparkplatz direkt am Park (5 Minuten entfernt). Es waren genau drei Camper vor Ort – eine herrlich ruhige Nacht. Zum Essen gönnten wir uns nigerianisches Rinderfilet und einen super gelungenen Salat mit Couscous. Carpe Diem.

Fazit – 5 Sterne: Der Wörlitzer Park ist ein Meisterwerk der Gartenkunst und ein kulturelles Erbe, das die Ideale der Aufklärung in Landschafts- und Architekturformen ausdrückt. Seine naturnahe Gestaltung, verbunden mit symbolträchtigen Gebäuden und Gewässern, macht ihn zu einem Ort, der Besucher in die Ästhetik und Philosophie des 18. Jahrhunderts eintauchen lässt.